Mehr als das Auge sehen - mit dem 24mm Elmar in Dänemark und den Bergen
- Sven Edel
- vor 18 Stunden
- 7 Min. Lesezeit
Sämtliche Bilder in diesem Beitrag sind mit der Leica M11-D (digital) und Leica MP (analog) entstanden.
Ok ok, die Überschrift ist etwas überzogen oder missverständlich. Quasi Clickbait at it's finest 😉 Wenn man allerdings das Auge hinter einem Messsucher hat, ist es wiederum richtig, denn da durch sieht man maximal 28mm. Somit bleibt es dabei:
mit 24mm sieht man mehr als das Auge
(hinterm Messsucher)
Im Juli 2025 bin ich beim Stöbern in den verschiedenen Leica-Online-Shops, seien es Foto Görlitz, classic.leica-camera, der Leica Store Konstanz oder MPB, über ein 24er Elmar gestolpert, das vom Leica Store Konstanz zu einem irre guten Preis angeboten wurde. Ohnehin auf der Suche nach einem Weitwinkel gewesen, wurde nicht so richtig lange überlegt und das Teil bestellt. Ich war nicht gut drauf zu der Zeit, sodass es auch ein wenig Frustkauf oder Kompensation war 🙂
Eigentlich fällt mir bei Blende 3.8 nur eines ein:
pffffffuiiii
Als Offenblendefetischist bekenne ich mich zu einem Minimum an Tiefenschärfe. Nicht umsonst habe ich neben meinem 50er Summilux noch das Noctilux 0.95. Weniger (Tiefenschärfe) ist mehr. Und dann: ein Weitwinkel mit f3.8? Pfffff, no way. Zumindest so lange, bis ich mich ein wenig über das Objektiv erkundigt hatte. Denn da gab es im Grunde immer nur eine Meinung: das Teil ist weltklasse!
Ok, man kann sich ja mal auf so nen Rotz einlassen. Im Zweifel geht es innerhalb der zweiwöchigen Widerrufsfrist zurück. Mensch, ich war mir so sicher, dass genau das passieren wird.
Achtung, Spoiler:
Von wegen! Der Meinung vieler sollte ich mich schnell anschließen.

schön,... wie immer
Carlsberg, Leica M11-D, Eddycam-Gurt und
der Star dieser Zeilen, das Elmar-M 24mm f3.8
So ging es Ende Juli in den fast dreiwöchigen und heiß ersehnten Sommerurlaub an die Küste Westjütlands in Dänemark, genauer gesagt Bjerregard (Hvide Sande).

sogar eine leichte Unschärfe ist möglich, mit und trotz f3.8
Der erste Zwischenstop sollte Norderstedt sein. Ein reines Durchreiseziel, um die knapp 1.000km bis zum Ferienhaus ein wenig zu entzerren,... mit zwei Kindern. Ohne dem Ort zu nahe zu treten: kann man mal gesehen haben,... muss man aber nicht 😉

liebevoll gestaltete Gullideckel in Norderstedt
Insofern halte ich mich hier im Norden Deutschlands knapp. Wobei, das Bier war echt gut. Das Restaurant Hopfenliebe ist zu empfehlen 🍻
Aber wieso kauft man sich ein 24mm?
Das ist die untere Brennweite der klassischen Standardzooms 24mm - 70mm, in der Regel f2.8. Wer ein solches schon einmal hatte, dem wird es nicht verborgen geblieben sein, dass vor allem die Extreme, nämlich 24mm und 70mm die Brennweiten sind, die zumeist genutzt werden. Das hört und liest man immer wieder. Ich selbst kann es nicht bestätigen, allerdings auch nicht verneinen, da ich nur für kurze Zeit mit "Nicht-M-Kameras" fotografiert hatte. Daher berufe ich mich bei der Aussage auf nicht geführte Statistiken 🙃
Ich selbst liebe 35mm, das ist meine Brennweite. Meistens zumindest. Manchmal sind es auch 50mm. Die 35mm haben nur ein "Problem", also "Erste-Welt-Problem": sie sind nicht so wirklich weit. In engen Gassen beispielsweise wird es schonmal, ja, eng halt. Da habe ich mich schon nach etwas weiterem gesehnt. Was fällt einem dazu ein? Klaro, 28mm. Nur können mich die 28mm genauso wenig leiden, wie ich sie. Im Frühjahr hatte ich das 21 mmSummilux mal getestet. Das ist extrem weit, trotz nominell nur 7mm weniger Brennweite. Aber im Weitwinkel sind das nunmal Welten! Im Ausschlussverfahren blieben somit nur noch die 24mm. Eine in Teilen sagenumwobene Brennweite, mit der ich - zumindest als Festbrennweite - keinerlei Erfahrung hatte.
Logo, als M-User war das 24mm Summilux bekannt. Da dieses Traumobjektiv leider nicht mehr produziert wird und auch kaum zu finden ist - wenn dann zu exorbitanten Preisen - war das, leider 😫 - raus. Rückblickend vielleicht ganz gut so. Und dann, ja dann, springt mich ein 24mm Elmar zu einem sehr, sehr guten Preis an. Aber f3.8 😑 Shit, so what, ist ja Weitwinkel, da ist ohnehin fast alles scharf. Once again: shut up and take my money 🤑
Nur der Vollständigkeit halber weise ich noch auf einen Nachteil hin, mit dem man als M-Nutzer bei 24mm leben muss, insbesondere bei analogen Ms oder D-Modellen, also alle ohne Display. Denn im Sucher sieht man den Bildausschnitt nicht, als Brillenträger erst recht nicht, da sind 28mm schon kaum zu sehen. Das heißt entweder Aufstecksucher / Visoflex nutzen (🤮) oder eben schätzen. Ich selbst tendiere zu letztgenannter Variante, da ich Brechreiz bekomme, wenn Anbauteile das wunderbare Design der M verschandeln ❤️.

leichte Unschärfe im Hintergrund mit einer sehr guten Schärfe im Fokus

auch auf Film scharf
(man achte mal auf das Dünengras)
Kodak Portra 400

Küste beim Lyngvig Fyr (Leuchtturm nördlich von Hvide Sande)
Gegenlicht macht dem Elmar-M 24mm nichts aus
oder: wer auf Flares steht, sollte die Finger vom Elmar lassen 😉

Kuriose Farben? Liegen am Film: Elektra 100 ⚡️

"blind" aufgenommen, da die Kamera auf Höhe der Füße gehalten und mittels Zonefocussing fokussiert wurde - bei 24mm und Offenblende 3.8 kein Thema
Kodak Portra 400

wildes Dänemark

Jetzt sind wir doch mal ehrlich: für den überwiegenden Teil der (meiner!) Fotografie genügt die Freistellung. So säuft der Hintergrund nicht völlig ab.

diese Abbildungsleistung 😍 Ergebnis der Kombi aus einem 60MP-Sensor und der phänomenalen Leistung des Elmar

Hafen in Hvide Sande

durch das vergleichsweise geringe Freistellungspotential muss der Hintergrund deutlich bedachter gewählt werden, als beispielsweise bei einem 50er Summilux oder gar Noctilux, bei dem man den Hintergrund einfach absaufen lassen kann

Heißt hier Fischreinigung, das Ausnehmen von Fischen? Irgendwie sieht das Teil über dem Fisch eher nach Messer als nach Bürste aus 🔪

ein nicht ganz unbegründeter Hinweis, denn windig ist es oft in Dänemark 🌬️

eines von vielen liebevoll gestalteten Schaufenster(che)n in Hvide Sande
Fuji Superia 400

Sonnenschein, der sich im Wasser spiegelt: 🤤 😍
Kodak Gold 200

zufälligerweise war dieses tolle Segelschiff im Hafen, als ich einen kurzen Fotoausflug nach Hvide Sande machte

als Freund deftiger Speisen bin ich in dänischen Bäckereien schelcht aufgehoben... dafür ist deren Süßkram, von dem es sooooooo viel Auswahl gibt, erstaunlich lecker

Fischauktionshalle aka ein neues Wort für Hangman 😜

noch ein Bild, das mittels Zonenfokus und ohne Blick durch den Sucher aufgenommen wurde - kein Problem dank großer Schärfentiefe
bei 24mm und Blende 8

Trendsetter?

kein Edit, sondern eine gesprungene Scheibe

ich finde ja, dass die Brillianz
bei SW noch besser rüberkommt

ein Riesengaul 😱 Höhe geschätzt über 190 cm... ganz schön respekteinflößend!

Lego House in Billund

an der Naheinstellgrenze (70cm) bekommen die Bilder den bekannten, weitwinkligen Look

Familienausflug ins Legoland Billund
in den Sommerferien brechend voll und dazu sauteuer 🤑
(schön war es trotzdem 😉)

Knallert forbudt = Mopeds verboten
ab sofort nenne ich Mopeds nur noch Knallert 😅

2x gestreift in Komplementärfarben

Tall Ship Race in Esbjerg, Dänemark

ein Bild, das Größenverhältnisse darstellt
und - wie ich finde - für einen krassen Effekt sorgt

wenn ich von den besonderen analogen
Farben spreche, meine ich genau sowas ☺️

man(n) wird schon schräg angeschaut, wenn man im Toilettenhäuschen die Kamera zückt 🙃

Schwein gehabt, der Fokus sitzt
sieht die Sau nicht sau glücklich aus 🐷?




Was die letzten Bilder zeigen sollen:
Tier haben, wie Kinder, so etwas
unschuldiges und sind so schützenswert

und das Gegenteil: je oller je doller 😅
mein Vater will es mit 65 Jahren nochmal wissen
Nun geht es aus dem Norden einmal quer durch Deutschland. Genauer gesagt nach Garmisch-Partenkirchen. Wer diesen Blog verfolgt, weiß, dass ich diesen Ort abgöttisch liebe und es mein absoluter Sehnsuchtsort ist 😍 Nachdem wir schon bessere Jahre hatten, ergab sich die Chance, eine Auszeit ganz allein zu nehmen. Für manch einen wohl cringe, wie das die jungen Leute sagen. Für mich: Balsam für die Seele. Eine Woche Ruhe, Berge und ja, ein wenig Luxus. Denn es ging für fünf Nächte ins "Das Graseck". Zugegebenermaßen: nicht ganz günstig. Aber: dort hat einfach alles gepasst, wirklich alles. Insofern stehen ein paar Tage dort auch in 2026 an. Zimmerchen ist bereits reserviert 😬

Dinge, die harmonieren: Leica und gutes Essen 🤤

Sieht die M11-D mit dem 24er Elmar und diesem tollen
Leitz-Park-Gurt nicht einfach phänomenal aus?

Und auch in den Bergen hat sich das Elmar von seiner allerbesten Seite gezeigt. Kompakt, leicht und eine über alle Zweifel erhabene Abbildungsleistung. Gerade bei Landschaften, ohne sagen zu wollen "Landschaftsfotografie", das wäre mir doch zu nischig und zu viel Stativ, Filter und sowas, ist eine Schärfe von vorne bis hinten doch mal schön. Wenngleich ich weiterhin ein großer Freund geringer Tiefenschärfe bin.

Blick vom Kreuzeck zur Alpspitze... hach... 😘

der Weg vom Kreuzeck zum Osterfelderkopf belohnt mit einem traumhaften Panorama, egal wohin der Blick fällt

na gut, manchmal erscheint es nicht sonderlich motiviertend das sich gefühlt nicht auch nur ein wenig nähernde Ziel andauernd vor Augen zu haben 😅
Wanderer kennen das...



mit 24mm und f8 kann man völlig beruhigt auch mal aus der Hüfte schießen

schon der Weg zur Höllentalklamm ist beeindruckend

die Höllentalklamm dann natürlich auch, mir war sie etwas nass 😜


Blick vom Zugspitzgipfel bzw. vom Gipfelplateu auf das Zugspitzplatt mit den Resten des Zugspitzferners, der 2022 seinen Gletscherstatus aberkannt bekommen hatte (rechts im Bild)

Als Kontrastprogramm zum eher luxuriösen Aufenthalt im Das Graseck stand die letzten zwei Nächte noch eine Übernachtung in Ehrwald an, also auf der österreichischen Seite der Zugspitze. Komisches Wort: österreichisch. So what. Dort ging es noch mit einer Tagestour der Alpinschule Garmisch auf die Zugspitze und zwar über den Stopselzieher(-klettersteig). Wen die Tour interessiert schaut mal in meinem Blogartikel dazu: Zugspitze über Wiener-Neustädter-Hütte und Stopselzieher

diese Aussicht über den Eibsee: Wahnsinn 🤯

auch schön an 24mm: man kann die Kamera mal jemandem in die Hand drücken, wenn man den Fokus vorjustiert hat, und mal ein Bild von sich selbst machen lassen, da im Grunde immer genug Schärfentiefe vorhanden ist

kein Schuss aus der Hüfte, aber spontan mit kurzer Reaktionszeit
da glänzt das Elmar ganz gewaltig

solche Momente sind natürlich auch klasse für Weitwinkel, ohne, dass sie zuuuuuu weit sind und verzerren

Selfie? Geht auch mit 24mm. Leicatypisch braucht man halt lange Arme, wegen der "Nah"einstellgrenze 😉

