Leica Elmarit-M 28mm f2.8 - kompaktes Immerdrauf (?)
- Sven Edel
- 5. März 2023
- 3 Min. Lesezeit
Samstag, 11. Februar 2023, es geht (mal wieder) nach Wetzlar, genauer gesagt in den Leitz-Park. Ok, bei der Überschrift dürfte das keine allzu große Überraschung sein 😄 Herr Hartmann vom dortigen Store hat mir dankenswerterweise ein 50er Summilux zum testen reserviert und ich bin mit der festen Absicht dorthin unterwegs genau dieses Teil mitzunehmen. Meine Schwärmerei hierzu habe ich im Artikel "Leica Summilux-M 50mm f1.4 - Soll ich oder soll ich nicht" mehr als ausreichend hinterlassen.
Nicht richtig angekommen, begrüßt uns Herr Hartmann mit Namen, was in Nuancen den außergewöhnlich freundlichen Service im Store widerspiegeln soll und fragt schlicht und ergreifend "Wollen Sie es noch testen oder direkt mitnehmen?". Er weiß schon, wie man gut verkauft, aber ja, testen wollte ich es. Und noch mehr: Auf dem Hinweg, was bei uns eine gute Stunde Fahrt bedeutet, habe ich mit meinem ebenso fotoenthusiastischen Schwiegervater über die M-Objektivpalette diskutiert und philosophiert. Und da kamen wir neben dem Zielobjektiv 50mm Summilux auch auf das unglaublich kompakte 28mm Elmarit, das eine der Kernkompetenzen des M-Systems perfekt beherrscht: klein und leicht, tolle Abbildungsleistung und fern ab von günstig, wenngleich das "günstigste" Objektiv im Line-Up. Da testen nichts kostet, haben wir im Store auch im dieses Objektiv gebeten. Und der Wunsch wurde erfüllt, da das 28er verfügbar war (was derzeit nicht selbstverständlich ist, wenn man sich herstellerübergreifend die Lieferzeiten ansieht).

Im Vordergrund das 28er Elmarit, links daneben mein 35er Summilux und dahinter das 50er Summilux in Silber (ein echter Brocken im Vergleich zur schwarzen Version) und das 75er Summicron (annähernd baugleich mit dem 50er Summilux). Aufgenommen wurde das Bild mit dem (schwarzen) 50er Summilux bei f1.4.
So kam es also, dass das 50er Summilux und das 28er Elmarit auf dem Gabentisch lagen. Zwei völlig unterschiedliche Objektive, die mich beide reiz(t)en. Das 50er könnte in meiner persönlichen "Haben-Wollen-Definition" hinterlegt werden. Das 28er dagegen ein super-kompaktes Immerdrauf - insbesondere ohne Gegenlichtblende - mit der Eigenschaft, dass es dank der eher geringen Lichtstärke in Kombination mit der Brennweite quasi immer scharfe Bilder liefert. Für einen M-Fotografen nicht selbstverständlich 😂.
Der preisliche Unterschied: eine Woche Halbpension über Ostern in einem modernen Wellness-Hotel in einem großen Familienzimmer in Garmisch-Partenkirchen 😉. Dieser Fakt ist nicht ganz unerheblich in den heutigen Tagen und hat das, was in den nächsten Zeilen kommt sicherlich beeinflusst.
Die Ergebnisse, die das 28er in den ersten Tests im Store lieferte waren überraschend. Wie schon oben erwähnt: Der Ausschuss durch unscharfe Bilder lag praktisch bei 0 und die von mir so geliebte Freistellung konnte auch ein wenig dargestellt werden, wenn man bei f2.8 an der Naheinstellgrenze fotografiert.

Steve McCurry lässt grüßen

Ganz klar, was die Freistellung angeht, ist man hier meilenweit von einem 50er Summilux entfernt. Nun ist das auch nicht das Ziel, das man mit dem Elmarit verfolgt. Vielmehr dachte ich an den kurz darauf folgenden Kurztrip an die niederländische Küste. Hier könnte ich die M endlich in die Jackentasche bekommen, wenn ich statt der Gegenlichtblende nur den - wie auch immer das Stück korrekt heißt - "Gewindeschutz" aufschraube.
To make a long story short: Hier sind zwei Bilder dieses schönen Stückes Glas und Metall, welches ich bei uns zuhause auf dem Esstisch gemacht habe.


Die Gegenlichtblende vergrößert das gesamte Objektiv massiv, dient mir in vielen Fällen als Schutz des Glases.
Die Frage, welches der beiden Objektive somit gekauft wurde hat sich an dieser Stelle erledigt. Wobei, nicht ganz! Herr Hartmann hatte auf meine Anmerkung, dass beide Objektive so toll und damit die Entscheidung nicht einfach sei noch den Vorschlag: "Nehmen Sie doch einfach beide mit." Den Bruchteil einer Sekunde hatte ich darüber nachgedacht...

Dieses Bild könnte in dem Moment des Vorschlages von Herrn Hartmann entstanden sein. 😎
Nach nun gut einem Monat, die das 28er mich begleitet, ziehe ich folgendes Fazit: Es liefert ab. Die Bilder sind annähernd alle scharf, wobei ich mich hier nicht auf die technischen Eigenheiten beziehe, sondern auf die Tatsache, dass die Brennweiten-Blende-Kombination das Fokussieren super einfach macht. Es lässt sich vorfokussiert bei ein wenig Entfernung zum Motiv gänzlich ohne Blick durch den Sucher bedienen.

Die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis ist eine sehr persönliche und vor dem Hintergrund der Wertentwicklungen über viele Jahre hinweg in meinen Augen zumindest in Ordnung.
Ist es nun das kompakte Immerdrauf geworden, mit dem ich gerechnet habe? Da bin ich noch nicht sicher und vermute eher nein. Dies hat allerdings nichts mit den oben beschriebenen Qualitäten zu tun. Wer ein 28er von Leica für die M sucht, bekommt im Leica-Kontext ein günstiges Objektiv, das sehr einfach hervorragende Bildergebnisse liefert.
Der Eingangs erwähnte Grund nach Wetzlar zu fahren, nämlich das 50er Summilux zu testen bzw. besitzen zu wollen, konnte hiermit jedoch nicht - auch nicht vorübergehend - gemildert werden. Bei der Nutzung von 28mm merke ich sehr häufig, dass es nicht meine bevorzugte Brennweite ist, wenn es natürlich einige Momente gibt, in denen diese schön zu nutzen sind (z. B. das obige schwarz-weiß-Foto). Die 50mm liegen mir einfach eher und somit ist dieses Thema noch nicht erledigt, wie in einem der nächsten Artikel offensichtlich werden wird...